Erste Eindrücke

Samstag, 11.12.2011, 13.15 Uhr: Abflug München Flughafen, unter mir das Großstadthäusermeer, die symmetrisch in kleine Parzellen unterteilten Felder deutschen Ackerbodens.

Sonntag, 12.12.2011, 03.00 Uhr: Landeanflug auf den Yundum-Airport in Banjul, der Hauptstadt! Gambias: vereinzelte Ansammlungen kleiner Lichtpunkte, die ein wunderschönes Muster in die Nachtlandschaft zeichnen. Willkommen in Afrika!

 

Nach zwei Wochen hier also nun meine ersten Eindrücke, die so vielfältig und gleichzeitig so schwer zu beschreiben sind.

An die „afrikanische Zeit“ konnte ich mich bereits auf dem Flug von Barcelona nach Banjul vorbereiten, als wir mit einer Stunde Verspätung aufgrund zahlreicher Sitzplatzverhandlungen endlich abheben konnten;-) Als ich Fatou, meine Gastschwester, bei der ich die nächsten sieben Monate verbringen werde, schließlich auch ohne die Hilfe der leicht aufdringlichen Taxifahrer gefunden hatte, verbrachten wir die Stunden bis zur Grenzöffnung bei Freunden in Gambia, wo ich totmüde ins Bett fiel. Der Grenzübertritt verlief zum Glück ohne Probleme und mit ein paar Standardsätzen auf Wolof und der Bitte um ein Foto ist man bei den Grenzbeamten sowieso eine Attraktion – da ich die Grenze in Zukunft alle drei Monate überqueren muss, um den Visumsantrag für längere Aufenthalte zu umgehen, sollte das ziemlich hilfreich sein^^…

Da es so viel zu erzählen gibt, werde ich im Folgenden einen kleinen Überblick zu einzelnen Punkten geben, und so hoffentlich nichts vergessen:

 

1. Meine Familie – die Diabangs

Von Verena, einer der zwei Freiwilligen, die meine Stelle hier innehatten, zwar „vorgewarnt“, stellte sich die angekündigte „famille élastique“ doch als weitaus „elastischer“ und größer heraus, als ich angenommen hatte:-D So habe ich manchmal das Gefühl, dass über ein paar Ecken beinahe ganz Kafountine miteinander verwandt ist^^ Nach einer kleinen Tour durch das Dorf kristallisierten sich allerdings zwei „Hauptfamilienstützpunkte“ heraus, von denen der eine mein „afrikanisches Zuhause“ sein wird:

Hier leben auf einem Grundstück gegenüber einer der zwei Moscheen Kafountines mehrere „Kleinfamilien“ unseres Clans unter der „Führung“ von Bassirou Diabang (Imam von Kafountine und Vater Fatous) in drei Gebäuden zusammen:

In meinem Haus, leben neben Fatou (Tochter von Bassirou Diabang), Bébé F (Nichte von Fatou) und mir noch Fatous Onkel Moussa, seine Frau Soumboundou, ihr Sohn Thiam, Amaki (entfernter Verwandter, der während der Schulzeit hier lebt) und noch ein paar Jungs, denen Bassirou Obhut gewährt.

Im Gebäude direkt gegenüber lebt Fatous Vater, Bassirou Diabang, mit seiner zweiten Frau und meinen „Gastbrüdern“ Modou, Lamine, Sadjo, Sadja, Dodo, Souleyman und meinen „Gastschwestern“ Khadi (lebt auch nur während der Schulzeit hier), Siré und Aisha… Daneben gibt es noch mehrere kleine Kinder, deren Namen ich allerdings noch nicht alle kenne und die mindestens genauso schwer zu behalten sind, wie die Verwandschaftsverhältnisse der Geschwister, die nur teilweise dieselben Eltern haben (deshalb auch „Gastgeschwister“ in Anführungszeichen);-)

Im dritten Gebäude, das direkt an der Hauptstraße Kafountines liegt, hat Fatous Onkel Papis einen kleinen Kiosk eingerichtet. Er lebt dort mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Neben dem Vorplatz „meines“ Hauses (allabendlicher Teezeremonietreffpunkt der Jungs), dient dieses Geschäft mit seinem Fernseher als „Hauptversammlungsort“ am Abend^^

Die Kinder gehen zum Großteil noch zur Schule, arbeiten auf den Feldern der Familie, verdienen sich als Musiker ein kleines Zubrot oder aber leben von dem, was Fatou mit ihrem Geschäft im Ortszentrum verdient: Derzeit verkauft sie selbstgehäkelte „Bob Marley“-Mützen, für die sie EINEN Tag braucht! Zum Vergleich: Nachdem ich Fatou fast täglich zur Arbeit begleite, habe ich meine – aus Grundschulzeiten stammenden – Handarbeitskünste wieder hervorgekramt und mit einem Schal für den kleinen Thiam begonnen, der bis heute noch nicht fertig ist:-D

 

2. Meine Arbeit als Freiwillige am CEM in Kafountine

Sollte ich eigentlich vor Weihnachten noch mit dem Unterricht am CEM (College und Lycée) beginnen, so hat sich jetzt doch einiges anders als geplant ergeben:

Nachdem ich mit Yao, einem gerade im Senegal weilenden Verantwortlichen aus Deutschland des Rüssselsheimer Vereins, der die Schule hier unterstützt, einen Termin beim „Censeur“ (Verantwortlicher für die Administration) der Schule hatte, wurde mein erster Einsatz auf den 2. Januar, also den ersten Schultag nach den Weihnachtsferien, verschoben. Gründe hierfür: Zum einen befindet sich der, aus Dakar hier in die Casamence versetzte Direktor, gerade im Heimaturlaub. Zum anderen streiken die Lehrer derzeit, da sie immer noch auf ihre Gehaltszahlungen für die im Sommer abgehaltenen Prüfungen warten. In der Zwischenzeit habe ich mir jetzt schon einmal die Deutschhefte meiner Geschwister ausgeliehen, um mir die Unterrichtsmethoden ein bisschen anzuschauen und nebenbei helfe ich einem, an einem anderen College unterrichtenden Franzosen bei den Korrekturen seiner Französischdiktate (schade, dass noch keine „Longlasting-Rotstift“ erfunden wurde; den könnte ich die nächste Zeit wahrscheinlich ziemlich gut gebrauchen^^). Wahrscheinlich werde ich dem einzigen Deutschlehrer der Schule helfen, Englisch und eventuell auch Informatik (das wird einige in Deutschland wahrscheinlich zum Schmunzeln bringen, aber hier bedeutet Informatikunterricht, wirklich Basiskenntnisse – Word, Internetexplorer, etc. – zu vermitteln^^) unterrichten. Bei der Schülerzeitung suchen sie auch noch eine Betreuungskraft. Sobald ich meine Arbeit dort begonnen habe, werde ich Näheres dazu schreiben.

 

3. Essen

An das senegalesische Essen habe ich mich sehr schnell gewöhnt und bin fleißig (und vergeblich^^) dabei, sämtliche Obst- und Gemüsenamen zu lernen. Zum Frühstück gibt es hier meistens Akara, frittierte pürierte Bohnen, wahlweise mit Karotten oder Brot. Die Mahlzeiten bestehen meist aus Reis, frischem Fisch und Gemüse, wobei sich die Zubereitung immer über mehrere Stunden hinzieht und „neben“ dem Tagesgeschäft vonstatten geht. Die Zutaten werden jeden Tag frisch auf dem afrikanischen Markt gekauft, der sich direkt schräg gegenüber von Fatous Geschäft befindet. Zur Mahlzeit selbst setzen sich anschließend alle im Kreis auf kleinen Schemeln um eine riesengroße Schüssel, aus der entweder mit der Hand oder aber dem immer angebotenen Löffel gegessen wird – wer sich hier nicht von der deutschen Esskultur lösen kann, muss mit kleinen Anpassungsschwierigkeiten rechnen;-) (Ich wurde bereits darauf vorbereitet, dass ich nach sieben Monaten – den Sitten vor Ort entsprechend – den Fisch mitsamt Augen etc. essen werde, wobei ich mir diesbezüglich noch nicht ganz so sicher bin^^).

Was die Getränke anbelangt, habe ich meine Favoriten bereits gefunden:

a) Bissapsaft, der aus den roten Bissapfrüchten gewonnen wird und hier in kleinen verknoteten Plastiktüten verkauft wird. Um ihn zu trinken, muss eine Ecke des Beutels aufgebissen werden, aus der dann getrunken wird – hört sich kompliziert an und ist es beim ersten Mal auch, wie ich zum Leidwesen meiner Anziehsachen feststellen musste:-D

b) Kinkeliba: ein Tee, der aus den Blättern eines heimischen Baumes gewonnen wird und in einer Zucker-Tee-Mischung im geschätzten Verhältnis 1:1 getrunken wird^^

 

4. Kleidung

Auch wenn es die täglichen 28-30 Grad nicht vermuten lassen, bin ich zur „Winterzeit“ angereist: Das darf durchaus wörtlich genommen werden, denn die Afrikaner gehen hier morgens nicht ohne die bei uns üblichen Winteranoraks und Mützen aus dem Haus und können nicht verstehen, wie ich in kurzärmliger Kleidung überleben kann;-) Da ein Großteil der hier erwerbbaren Kleidungsstücke z. B. aus Rot-Kreuz-Sammlungen in Europa stammt, laufe ich in Kafountine täglich nicht nur unzähligen Leuten in Trikots der deutschen Nationalmannschaft über den Weg, sondern auch vermeintlichen Spielern des „TSV Trunkelsberg“ oder vermeintlichen Teilnehmern von Junggesellenabschieden in München etc.;-) Die prächtigen traditionellen Roben werden alle vor Ort in einer der zahlreichen Schneidereien angefertigt, in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Für eine Taufe diese Woche durfte auch ich das erste Mal in eine dieser Roben schlüpfen, die mir Fatou ausgeliehen hat. Einer der Schneider bestand darauf, mir – gegen ein Foto von mir – einen Rock und ein Kleid zu schneidern, die ich auf ewig als meine ersten „afrikanischen“ Kleidungsstücke in Erinnerung behalten werde;-)

 

5. Das Leben in Kafountine

Auch wenn es sich, der Einwohnerzahl (die allerdings niemand so genau kennt^^) um ein Dorf handelt, pulsiert das Leben hier wie in einer Großstadt: Taxifahrer vertreiben mit lautem Gehupe Fußgänger und Eselskarren von der Straße, die derzeit das erste Mal repariert wird – nach dem Anbringen der ersten Teerdecke überhaupt vor fünf Jahren. Auch Strom gibt es hier erst seit circa 10 Jahren und so stellte sich meine Solar-und-Kurbeltaschenlampe bei den zahlreichen Stromausfällen schnell als absolut nützlichstes Utensil heraus;-)

Die Häuser sind meist aus Lehmziegeln, Holz, Plastikteilen, Wellblech etc. gebaut, wobei man beim Gedanken an unsere Wegwerfgesellschaft, in der wir für die hier verwendeten Bauteile oft keinen Nutzen mehr sehen, sehr ins Grübeln kommt. Überhaupt findet man hier trotz oder gerade wegen des scheinbaren Mangels an bestimmten Alltagsgegenständen, umso kreativere Lösungen, diese zu ersetzen. Nie hat man das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen. Bestes Beispiel ist der Abwasch: So wird der grobe Schmutz erst mit Sand beseitigt und anschließend der verbleibende Dreck mit Spülmittel und Plastiknetzen statt unserer Spülschwämme entfernt;-) Alles zum Leben wichtige findet man in einem der vielen kleinen Geschäfte und selbst europäische Artikel sind in den zwei Supermärkten vorhanden (die Preise hierfür aber entsprechend exorbitant^^). In einem der zwei Internetcafés habe ich inzwischen kostenlos Zugang zum Internet und passe dafür zwischendurch auf das Geschäft auf oder helfe den Kunden beim Surfen im World Wide Web (da der Internetzugang momentan noch so limitiert ist, stellen hier oft schon Dinge, wie der Zugang zum eigenen Emailaccount, eine Schwierigkeit dar). In den „cybercafés“ hier werden daneben auch Handys/MP3-Player aufgeladen, Musik auf’s Handy gespielt oder Playstation gespielt;-)

Daneben steht bei den Jugendlichen mehrmals in der Woche eine der zahlreichen Reggaepartys auf dem Programm, die in den zwei großen Clubs „Black&White“ und „Farafina“ stattfinden, oder aber auch mal an den Strand oder in eines der kleinen Camps entlang der Küste verlegt werden. Bei Eintrittspreisen von nicht einmal 1€ und den teuersten Getränken für ca. 1,20€ ist das für die europäischen Touristen, die mehr und mehr den Süden Senegals für sich entdecken, absolut günstig. Wie selbstverständlich zum Programm gehören dabei immer auch Trommelgruppen, zu denen die Afrikaner in absolut einmaliger Art und Weise tanzen. Von zwei Brüdern von Fatou, die selbst einer Reggaeband angehören, wurde ich sogleich als neues „Managmentmitglied“ ihrer Band engagiert und durfte Backstage ihre Auftrittsvorbereitungen begleiten:-D

Senegal, als Land der „Teranga“, der Gastfreundschaft, darf ich hier jeden Tag wieder auf’s Neue erleben: Nicht nur als sofort integriertes Famlilienmitglied unserer „famille élastique“, sondern auch bei meinen morgendlichen Joggingrunden, bei denen ich inzwischen meinen eigenen „Fanclub“ habe^^ Anfangs noch etwas seltsam war für mich die Grußformel, die man bei der Begrüßung auch einmal drei Mal hintereinander und in allen Sprachvariationen hört;-) (Wie geht’s? – Gut. – Wie geht’s? – Gut. – Wie geht’s? – Gut. …) Das bringt mich dann auch gleich zum nächsten Punkt, nämlich:

 

6. Sprache

Aufgrund der vielen verschiedenen Ethnien hier im Sengeal, gibt es auch dementsprechend viele verschiedene Sprachen, von denen hier jeder mehrere spricht. Vier mit denen ich hier täglich konfrontiert werde, will ich im Folgenden aufzählen: Wolof (wird in ganz Senegal gesprochen), Djola (hauptsächlich in der Casamence), Karolinké (Gegend um Kafountine) und schließlich Manding (Umland von Kafountine)… Zusätzlich wird natürlich auch Französisch als offizielle Landessprache gesprochen und zwischendurch fließen immer auch arabische Wörter mit ein. Dementsprechend schwer ist es im Moment für mich noch, eine der Sprachen zu lernen, da teilweise mitten im Satz zwischen ihnen gewechselt wird;-) Die Begrüßungsformel beherrsche ich jedoch in allen Sprachvariationen und fange an, zumindest einige der Begriffe zu behalten;-)

 

7. Religion

Das Leben hier im Senegal wird definitiv von der Religion bestimmt, die den Tagesablauf in großen Teilen festlegt: Die fünf Gebetszeiten der Muslime (6.30Uhr, 14 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr und 20 Uhr) werden, wenn möglich, immer eingehalten, wobei man sich dabei nicht über Ladenbesitzer wundern darf, die in aller Öffentlichkeit vor ihrem Geschäft ihren Gebetsteppich ausbreiten. Zum Freitagsgebet um 14 Uhr begeben sich alle Männer zu einer der Moscheen und so staunte ich nicht schlecht, als ich auf dem Nachhauseweg betende Gläubige bis auf die Straße (so groß ist die Moschee hier nicht^^) erblickte… Wie hier bei uns das Läuten der Glocken zum Alltag gehört, ist es hier der Ruf des Muezzin vom Band, der mehrmals täglich zum Gebet mahnt, wobei ich mich an den ersten Ruf um 5 Uhr Früh noch nicht ganz gewöhnt habe;-)

Gleichzeitig gibt es in Kafountine aber auch eine katholische Gemeinde mit einem Gospelchor, in dem ich inzwischen mitsinge (bei leichten Ausspracheschwierigkeiten bei Wolof-/ Djola-Liedern wird einfach ein bisschen improvisiert^^). Die Proben finden abends bei Kerzenschein in der Kirche im Dorf statt, wobei sich jede der Stimmen in eine der vier Ecken zurückzieht und erst einzeln, dann gemeinsam die Stücke probt; das ganze artet manchmal etwas in einem kleinen Stimmwettkampf aus, wobei die Männer meist bessere Karten haben;-) Besonders Weihnachten ist für mich ohne die typische Winterlandschaft und die Weihnachtsbeleuchtung (wobei Reggaemusik statt dem bei uns obligatorischen „Last Christmas“ auch ganz nett ist^^) etwas gewöhnungsbedürftig, weshalb ich mich umso mehr über einen kleinen Minichristbaum in einem katholischen Bistro gefreut habe und den Besitzer mit meiner Bitte nach einem Foto zum Lachen gebracht habe^^. Gespannt bin ich schon auf die Christmette, die ich hier ganz neu erleben werde.

Sind bei uns häufig Spannungen zwischen den Religionen zu spüren, so existieren Islam und Christentum hier friedlich nebeneinander, wovon allein schon mein Aufenthalt beim Imam Kafountines zeugt.

 

8. Meine erste „große Reise“

Um mich hier den Sitten vor Ort entsprechend fortbewegen zu können, war der Kauf eines Fahrrads unerlässlich und stellte den Anlass für meinen ersten Tagesausflug nach Gambia dar (Räder sind dort deutlich billiger). Bei diesem Abenteuer wurde ich von „Richy Spice“, einem aus Gambia stammenden Cousin Fatous, begleitet. Da die Taxifahrer vor unserem Haus inzwischen eine Außenstelle des örtlichen Busbahnhofs eingerichtet haben, konnten wir in der Früh direkt in einen der gut gefüllten Kleinbusse steigen. Brauchten wir für die 60 km auf dem teureren hinweg noch 2 Stunden, waren es auf dem billigeren Rückweg 3 ½ Stunden;-) Dabei stellten sich die afrikanischen Fahrzeuge als praktisch unüberladbar heraus (was Gepäck und Menschen gleichermaßen betrifft^^). Nun verstehe ich auch, warum die Fahrer hier stets mit dem, bei uns aus OP-Sälen bekannten, Mundschutz unterwegs sind: Nach der Fahrt schüttelte ich erst einmal circa eine Tonne Sand aus meiner Kleidung und meinen Haaren;-) Als einzige Person, die es fertig brachte, bei den manchmal „etwas“ holprigen Straßen einzuschlafen, war ich die absolute Attraktion und ich weiß jetzt bereits, dass mir die europäischen Straßen definitiv zu langweilig sein werden^^ Der Fahrradkauf war absolut erfolgreich und seit sich herausstellte, dass bei „Caro Deux“ (=so wurde mein Fahrrad kurzerhand getauft^^) sogar die Gangschaltung funktioniert, wird das Rad jedesmal begeistert untersucht;-).

 

Zwei Wochen Afrika – so bunt, so lebendig, so offenherzig, so begeisternd, so wunderschön…

Bin gespannt, was die nächsten Monate bringen werden – hier darf/muss/kann man jeden Tag mit allem rechnen!!! Das Leben so nehmen wie es ist, immer das Beste daraus machen: Selten erlebt man das so spannend und selbstverständlich wie hier…

Wunderschöne Weihnachten an Deutschland und alle, die meinen Blog hier lesen. Die nächsten Großereignisse hier in der Casamence werden das heutige Weihnachtsfest sein, das einwöchige Festival von Abéné ab dem 26. Dezember, und der Karneval in Kafountine ab dem 13. Januar.

Ba beneen! (=“Auf Wiedersehen“ auf Wolof) ;-)

 

Festival von Abéné, Reisernte, Karneval von Kafountine

 

Viel Zeit ist vergangen seit meinem Eintrag… Wochen, in denen ich hier so unglaublich viel erleben durfte, dass beinahe jeder Tag einen eigenen Artikel wert wäre. Es wird gleichzeitig immer schwerer, die Dinge herauszufiltern, die es zu schildern gilt, da sie für mich bereits Alltag geworden sind. Ich werde mein Bestes geben, an die Schilderungen des letzten Eintrages anzuknüpfen, was in diesem Fall heißt, mit den drei Ereignissen zu beginnen, auf die ich das letzte Mal bereits verwiesen habe: Das Weihnachtsfest, das Festival in Abéné und der Karneval in Kafountine.

Ein Weihnachten ohne Schnee, aber gleichzeitig auch ein Weihnachten ohne 24h-Dauerberieselung durch „Last Christmas“-> es sollte eine völlig neue Art werden, dieses Fest zu erleben, aber nicht minder schön. Für die Messe an Heiligabend sang ich das erste Mal „öffentlich“ mit dem Gospelchor der Gemeinde und war sofort von der ansteckenden Freude, aber auch Ehrfurcht der Sänger begeistert. Dass jedes Lied von Tanzschritten begleitet wird, ist völlig normal und hier auch gar nicht anders vorstellbar. Ein Großteil der Mitglieder und Dirigenten (uns steht ein ganzes Dirigententeam voran, sodass die Probentermine garantiert eingehalten werden können) geht noch zur Schule und hat nie im Leben Notenlesen gelernt. Die „Tamtam“-Spieler (=Trommelspieler), die jede Messe begleiten, haben sich alles selbst beigebracht und den Rhythmus wirklich „im Blut“. Wie für unsere Chorproben, so war die gesamte Kirche mit Kerzen beleuchtet und der Moment, in dem sich am Ende der Messe viele Gemeindemitglieder vor der Krippe aus Palmzweigen verneigten und still beteten, ist mir bis heute als absolut einmalig und wunderschön in Erinnerung geblieben. Als Fatou am nächsten Tag extra das, für die Verhältnisse hier, unglaublich teure Hähnchenfleisch kaufte, habe ich mich unglaublich gefreut (ich hatte ihr erzählt, dass man Weihnachten bei uns oft Geflügel isst) und den einzigen Christbaum, den ich in einem Restaurant entdeckte, fotografierte ich zur Begeisterung des Besitzers sofort;-)

Nur zwei Tage nach Heiligabend begann auch schon das einwöchige Festival in Abéné, einem relativ touristisch geprägten Nachbarort Kafountines. Insgesmat drei Mal wohnte ich dem Programm dort bei: Bei den ersten beiden Besuchen erlebte ich dort nicht nur das erste Mal die Tänze und Gesänge der Djola-Frauen, sondern auch gemischte Tanz-und Trommelgruppen und als obligatorischer Schlußpunkt eine Reggaegruppe, sodass es am Ende nur noch einige wenige der Touristen auf den Stühlen hielt: Sobald der Funke hier einmal übergesprungen ist, wird getanzt: ohne Ende und überall (die Bühne wird grundsätzlich gestürmt, und dem Künstler als Zeichen der Anerkennung Schals umgehängt oder leicht auf den Klopf geklopft). Ein letztes Mal wohnte ich dem Festival an Sylvester bei. Für diesen besonderen Anlass wurde das Programm an den Strand verlegt. Ein Trommelspektakel um ein riesiges Lagerfeuer stellte den Auftakt dar. Die Art und Weise, zu den Trommelrhythmen zu tanzen, zu beschreiben ist unglaublich schwer, doch kann sie als absolut ungewohnt für die „Toubab“(=Weiße) angesehen werden. Doch ein Mal davon angesteckt, lässt einen das nicht mehr los (ich spreche aus Erfahrung, doch davon später mehr^^). Zwischen Tänzer und Musiker ist dabei eine unglaublich intensive Verbindung zu spüren, bei der sich beide im selben Moment aneinander anpassen und so wortlos miteinander kommunizieren. Als an diesem Abend um Mitternacht schließlich ein kleines Feuerwerk vor der Kulisse des Meeres gezündet wurde und später in einer kleinen Bar am Strand weitergefeiert wurde, fehlte mir der europäische Winter nicht mehr so sehr, der doch so viele Ereignisse in Europa mitprägt.

So sollte auch Fasching ohne Schnee eine neue Erfahrung für mich sein: Der Karneval von Kafountine in der zweiten Januarwoche versprach ein spannendes Programm mit täglichen Auftritten von Sängern, Trommelgruppen, dem Tanz des Koumpos (ein sog. „Esprit“, also ein Geist; wird im Zusammenhang mit den Trommeltänzen näher erklärt) und auch unseres Chores. Da ich zu dieser Zeit ziemlich krank war, konnte ich dieses leider nur als Zuschauer genießen, doch war es als Vorbereitung auf mein späteres erstes Konzert eine wunderbare Erfahrung.

Die Zeit dieser Festivals ist gleichzeitig auch die Zeit der Reisernte, die die gesamte Casamence auf Trabb hält. Wird der Reis im Mai angebaut, so müssen die Pflanzen nach der Wachstumsphase während der Regenzeit schließlich im November/Dezember abgeerntet werden. Auch meine Familie besitzt mehrere weite, in viele quadratische Parzellen unterteilte Reisfelder (=rizières), auf denen zu dieser Zeit beinahe alle Familienmitglieder beschäftigt sind: Während die Männer mit scharfen Messern die trockenen Pflanzen abschneiden, klopfen die Frauen die Ähren aus und sortieren anschließend die schlechten Körner aus. Dabei werden diese zuerst in riesigen, flachen Bastkörben geschwenkt. Beim anschließenden langsamen Auskippen der Körbe übernimmt der Wind das Sortieren, indem er leere Ähren einfach wegbläst. Während der Ferien wurde beinahe täglich dort auf den Feldern gearbeitet und so war nach insgesamt knapp vier Wochen alles erledigt. Auch ich begleitete meine Brüder auf die Felder und half – ich hatte das mit der Arbeitsteilung Mann-Frau da noch nicht mitbekommen – den Jungen beim Abernten der Pflanzen und kann nur mit Bewunderung von ihrer Arbeit dort sprechen!!! Auch wenn die Arbeit anstrengend war, so kam der Spaß doch nicht zu kurz und so brachten mir die Jungs in der Mittagspause bei, mit den Reishalmen die Melodie von „Happy Birthday to you“ zu pfeifen, die bei mir allerdings nur andeutungsweise zu erkennen war;-)

Nach den Ferien begann schließlich auch mein Freiwilligendienst an der Schule, auf den ich allerdings in einem extra Kapitel näher eingehen werde. Nach den Festivals zur Jahreswende ließ das nächste Kapitel hier in Afrika nicht lange auf sich warten: Anne, die erste Freiwillige, die vor drei Jahren hier an der Schule arbeitete, nutzte ihre Semesterferien, um die Familie zu besuchen.

 

Aufenthalt von Anne

 

Fast vier Wochen verbrachte Anne insgesamt hier und während dieser Zeit war programmmäßig dementsprechend viel geboten – von einer kleinen Auswahl werde ich hier berichten. Zuerst muss aber erwähnt werden, dass Anne als mein „Postbote“ mir nicht nur eine kleine Reiseapotheke von daheim mitgebracht hat (ich werde inzwischen als die zweite Apotheke Kafountines angesehen^^), sondern mich auch mit Plätzchen und Äpfeln versorgt hat – Dinge, die man hier erst wieder so richtig schätzen lernt…

Gleich am ersten Wochenende ihres Aufenthaltes, folgten wir der Einladung des Sportlehrers Moustapha Diedhiou und seiner Familie nach Ziguinchor, einer der größten Städte der Casamence nahe der Grenze zu Guinea-Bissau. Wir verbrachten dort drei Tage und nutzten die Gelegenheit sofort, uns mit afrikanischen Stoffen einzudecken (sind dort wesentlich billiger als hier in Kafountine), aus denen ich inzwischen fünf verschiedene Ensembles habe schneidern lassen: Diese bestehen für Frauen normalerweise aus einer „Pagne“ (wie ein Wickelrock, den man auf keinen Fall falsch wickeln darf, wenn man gut angezogen sein will^^), einem „Boubou“ (Bezeichnung für jegliche Art von Oberteil) und eventuell noch einem „Foulard“ (Schal, der unglaublich kunstvoll um den Kopf gewickelt wird; beherrsche die Technik inzwischen auch mehr oder weniger gut^^). Das Tragen der Ensembles ist dabei keineswegs auf die ältere Generation beschränkt, sondern wird auch unter den jungen Mädchen sehr geschätzt. Allerdings greift die Jugend auch mehr und mehr auf die sogenannte „moderne“ Kleidung zurück, was von den Älteren teilweise nicht sehr befürwortet wird. In Ziguinchor besuchten wir neben dem riesigen Markt (von Stoffen, Kleidung, Schuhen, bis jeglicher Art von Nahrungsmitteln findet man hier wirklich alles) auch den Fischmarkt, auf dem wir uns mit Calamari eindeckten und der Abfahrt der Fähre nach Dakar beiwohnten (diese legt 2 Mal pro Woche ab und stellt die angenehme Alternative zum beschwerlichen und langen Landweg in die Hauptstadt dar).

Auf dem Grundstück der Familie Diedhiou hat eine schweizer Hilfsorganisation ein, meiner Meinung nach, äußerst sinnvolles und gutes Projekt initiiert, das ich hier vorstellen will (anfangs ist dazu ein Überblick über das Verhältnis der Casamence zum Rest der Republik notwendig):

Zuerst muss dabei erwähnt werden, das die durch Klima und Lage begünstigte Casamence als die „Vorratskammer“ des ganzen Senegal gilt. Das ganze Jahr über reifen Früchte und können abgeerntet werden, Bodenschätze sind en masse vorhanden und der Ozean und der riesige Casamence-Fluss machen das Gebiet zu einer wasserreichen Gegend, in der die Erde den Menschen alles bietet, was sie zum Leben brauchen. Theoretisch gesehen müsste es sich um eine der reichsten Regionen Senegals handeln. Tatsächlich aber ist die Bevölkerung hier im Vergleich zum Norden ziemlich arm und Lebensstandard und Infrastruktur hinken weit hinter dem Rest des Landes hinterher. Gründe hierfür? Kann ich geben, muss aber hinzufügen, dass es sich um meine subjektive Sicht handelt: Einmal wäre da der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Regierung und den ursprünglich um Unabhängigkeit ihrer Heimat bemühten Rebellen der Casamence zu nennen. Die Situation zwischen den beiden Konfliktparteien hat sich nach mehreren Friedensabkommen bereits deutlich gebessert, doch kommt es immer noch zu Angriffen und Bedrohungen von Seiten der Aufständischen, von denen Einheimische genauso betroffen sind wie Touristen. Mögen die ursprünglichen Gründe für die Revolte eventuell gerechtfertigt sein (Benachteiligung/Ausbeutung der Casamence von Seiten der Regierung im Vergleich zu anderen Regionen des Senegal), so schadet diese heute leider der eigenen Bevölkerung. Die Regierung stellt diese Region als „gefährlich und unterentwickelt“ dar und nährt das Misstrauen der „Nordlichter“ gegenüber dem Süden, den man mit einem hochbegabten, revoltierenden (=unglauchlich hohe Entwicklungskapazität), aber von seinen Eltern (=der Regierung) nicht anerkannten und stiefmütterlich behandelten Kind vergleichen kann. Die Tatsache, die Bewohner zu bedrohen (es gab einige Dörfer in der Casamence, in denen aufgrund der Bedrohung durch die Rebellen bei den Präsidentschaftswahlen am 26. 02. nicht gewählt wurde) und bei Ungehorsam teilweise sogar zu ermorden, hat mit den ursprünglichen Unabhängigkeitsbestrebungen leider nicht mehr viel zu tun und basiert meiner Meinung nach rein auf Macht- und Profitgier. Diesen immer noch schwelenden Konflikt sehe ich als ein Hindernis für eine schnellere Entwicklung in der Casamence an. Der andere wird durch den Reichtum und die Fruchtbarkeit der Erde selbst hervorgerufen: In einer Region, in der man mit dem täglichen Verkauf der Früchte des eigenen Gartens den Eigenbedarf decken kann und gleichzeitig auch noch Geld verdienen kann, besteht eine Tendenz zu einem verminerten Interesse an Nachhaltigkeit, Entwicklungsarbeit und oft auch Bildung. „Uns geht es doch auch so gut.“ – Diese Haltung zu widerlegen und den Sinn eines „Denkens an den folgenden Tag“ zu erklären, kann sehr, sehr anstrengend sein! Mir nach das zweite große Hindernis. Das dritte stellt das teilweise übereilte und unüberlegte Engagement einiger Hilfsorganisationen, Unternehmen und Regierungen der Industriestaaten dar, die auf eine sogenannte „Einbahnstraßen-Hilfe“ setzen: D.h. Geld/Material wird geschickt, ohne dass die Bevölkerung einbezogen wird bzw. mitwirkt. 3 Probleme gehen daraus hervor: Erstens entwickelt die Bevölkerung keine „Beziehung“ zu den Gütern, die teilweise ungenutzt verrotten. Zweitens kann sich eine „Die Weißen geben ja eh das Geld“-Haltung einstellen. Drittens wird der Bevölkerung auch das Gefühl gegeben, alleine nichts auf die Beine zu stellen, immer auf einen „großen Bruder“ angewiesen zu sein – vielleicht am fatalsten. Nun aber zum Projekt zurück: Die erwähnte Hilfsorganisation hat einer Gruppe von Frauen einen Kredit gewährt, mit dem eine kleine Firma errichtet wurde: Dort werden – unter strengen hygienischen Richtlinien und mit modernen Maschinen – Früchte getrocknet und Säfte hergestellt – die immergrüne Casamence bietet dazu zu jeder Jahreszeit genügend „Material“. Die Frauen sind also Anteilseigner und zugleich Angestellte, die sich mit Fortbildungen durch die Leute der Hilfsorganisation, aber auch der örtlichen Universität weiterbilden. Eine Arbeit, die nicht nur „Früchte verarbeitet“, sondern auch „Früchte trägt“, wovon ich mich selbst überzeugen konnte (Anne und ich haben unsere Nahrung für dieses Wochenende hauptsächlich auf getrocknete Mangos, Bananen und wahlweise Ditta-/Bissap-/Buisaft umgestellt^^).

Knapp eine Woche später vollzog sich der erste Abschnitt der Hochzeit von Moustapha Diedhiou und seiner Verlobten Mariama, seiner ehemaligen Schülern. War ich erst über diese Art von Beziehung überrascht, hab ich mich inzwischen daran gewöhnt, da Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern hier durchaus normal sind und es davon mehrere auch an unserer Schule gibt. Da uns die beiden zu den Mitgliedern ihrer Familie in Ziguinchor zählen, waren Anne und ich dazu eingeladen. Hier will ich kurz die Etappen einer afrikanischen Heirat erklären (variiert allerdings von Volksgruppe zu Volksgruppe): Nach der Erlaubnis beider Elternpaare folgt die Zeremonie in der Moschee, bei der die Verwandten und der Imam anwesend sind, nicht aber das Brautpaar selbst. Dabei wird von der Familie des Mannes eine Menge an Kola-Früchten an die Familie der Frau übergeben (bei den Christen wird diese Zeremonie durch die Übergabe von Wein im Hause der Frau ersetzt). Bei den Muslimen wird danach die Frau, von einen „Foulard“ verhüllt, von den tanzenden Gäasten zum Haus des Mannes begleitet, wo sie von nun an leben wird. Anschließend folgt die standesamtliche Heirat und die eigentliche Hochzeitsfeier mit Trommelspielern, Tanz und Essen die ganze Nacht hindurch. Was Tapha und Mariama angeht, fand an diesem Tag im Heimatdorf von Tapha die Übergabe der Kola-Früchte statt, die Mariama bei sich zu Hause mit uns zwei „Toubab“ (=Weißen) und ihren Freundinnen feierte. Da die Hochzeitsfeier leider erst im Dezember stattfinden wird, werden wir daran nur mit Videokonferenz-Liveschaltung teilnehmen können;-).

Einen anderen Tag verbrachten wir bei Khemo, einem Bekannten im Nachbarort Abéné. Für die Tatsache, einen ganzen Tag bei jemandem zu verbringen, gibt es hier sogar einen eigenen Ausdruck, „faire le yendou“ (das zeigt bereits die Bedeutung dieser Sitte für die Bevölkerung hier; dementsprechend schwierig ist es auch „kurz auf Besuch“ bei jemandem vorbeizuschauen, da daraus normalerweise mehrere Stunden werden^^). Dort gibt es eine der Attraktionen hier in der Gegend zu bestaunen: einen „Baobab“ (=Mammutbaum), der aus 6 miteinander verwachsenen Mammutbäumen besteht und deshalb auch „Bantanworow“ (=6 Mammutbäume) genannt wird. Früher gab es dort eine alte Frau, der man Wünsche anvertrauen konnte. Wurden sie danach Wirklichkeit, kehrte man zurück um sich bei ihr mit einer kleinen Spende zu bedanken. Für die Einheimische hier ein magischer Baum, der mit seinen vielen kleinen Nischen auch locker als Mehrfamilienhaus dienen könnte;-)

Ein weiteres Highlight sollte die „Kirmes“ der katholischen Gemeinde Kafountines darstellen. Ein Wochenende mit Chorkonzert, Tanzabend, Spielenachmittag für die Kleinen, Essen „en pagaille“ (=im Überfluss) für die Großen. Was das Essangebot angeht, habe ich festgestellt, dass die Christen bei großen Anlässen besonderen Wert auf Schweinefleisch und Palmwein legen, da diese beiden für Muslime verboten sind. Dementsprechend verdattert werde ich immer angschaut, wenn ich sage, dass ich Schweinefleisch als Christin nicht sonderlich mag;-). Nachdem ich am ersten Konzert unseres Chores wegen meiner Krankheit nicht teilnehmen konnte, sollte dies also nun meine Premiere sein. Nach einigen Komplikationen bezüglich des richtigen Anlegens der blauen, traditionellen Pagnes (was macht man aus den Infos: 2 Konzertteile, 2 Panjes, ein weißes T-Shirt, Perlen?^^) und dem Schreiben eines kleinen Spickers auf die Handinnenfläche für das „Einzugslied“ (ohne die Textblätter hier zu singen ist fast unmöglich), ging es also los. Die Kirche war zum Brechen voll und bereits bei den ersten Liedern standen die Zuschauer auf, sangen mit und tanzten vor den Sängern (wir mussten auch für jedes Lied einen kleinen Tanz einstudieren, der barfuss in der Kirche getanzt wird). Um dem Dirigenten Anerkennung für seine Arbeit zu zollen, geht man zu seinem Podest nach vorne, klopft ihm sachte auf den Kopf und macht dabei eine leichte Kreisbewegung mit der Hand, was unseren Dirigenten bei einem solch begeisterten Publikum sicherlich Kopfschmerzen bereitet hat;-). Das Konzert war ein unvergessliches Erlebnis und der schönste Moment für mich war, als es während unseres letzten Liedes einen Stromausfall gab und die Kirche im Dunkeln lag. Das Publikum zündete Kerzen an, schaltete Handytaschenlampen ein, tanzte vor der Bühne weiter und wir Sänger sangen auswendig weiter (glücklicherweise ein Lied, bei dem auch ich den Text auswendig kenne^^). Eine unbeschreibliche Atmosphäre, wie man sie bei uns wohl nur selten findet.

Ein großes Anliegen von uns zwei deutschen Mädels war die Neugestaltung von Fatous Zimmer. So ließen wir also einen neuen Linoleumboden aus Gambia einführen, räumten den gesamten Raum aus (beim Gepäck von 4 Mädchen ein ziemlich großes Unterfangen) und schickten unsere Brüder zum Farbekaufen los. Die „Zubereitung“ der Wandfarbe stellte sich als äußerst interessant heraus und als die Flüssigkeit im Eimer sich plötzlich erhitzte und Blasen schlug, zückten Anne und ich sofort unsere Fotoapparate;-) Trotz einiger Verzögerungen beim Säubern des Bettgestells (beim Anblick einer Riesenspinne musste ich eine kurze Zwangspause einlegen, als mir meine Brüder mit dem Tier in der Hand hinterherjagten^^), war bei Fatous abendlicher Rückkehr aus ihrem Geschäft dank der Mithilfe der gesamten Familie alles fertig und die Überraschung somit perfekt geglückt.

Nur eine Woche später war schon der Tag des Abschieds von Anne gekommen und so begleiteten wir sie bis zum nächstgelegenen Flughafen in Banjul, Gambia, wo wir die Nacht bei Verwandten verbrachten, bevor wir am nächsten Morgen wieder senegalesischen Boden unter den Füßen hatten.

 

Schulfest, Taufe Diabangkunda, Hochzeit Khemo

 

Nachdem ich während Annes Aufenthalt die Bekanntschaft der einzigen SportlehrerIN an der Schule gemacht hatte und sie von meiner Sportbegeisterung erfahren hatte, bat sie mich, den Sportclub bei seinem Auftritt anlässlich des anstehenden Schulfestes zu betreuen, da ihre Anwesenheit noch nicht gesichert war. Aufgrund der seit Dezember andauernden Streiks der Lehrer (sind in unzähligen Gewerkschaften organisiert, die unterschiedlichen Streikprinzipien folgen; der Großteil macht von 8 Uhr bis 9/10 Uhr Unterricht und verlässt die Schule anschließend; Streikzeitpunkt wurde wegen der anstehenden Präsidentschaftswahlen gewählt; die Referendare/neueingestellten Lehrer und ich sind fast die einzigen, die durchgehend Unterricht machen) hatte es dieses Schuljahr noch kein einziges Treffen des Clubs gegeben, so dass uns vor dem Schulfest nur zwei Trainingstage blieben. Bei der Fitness der Schüler allerdings überhaupt keine Problem. Zudem hatten sie vieles aus dem letzten Jahr im Kopf behalten. Sollte ich zuerst nur Betreuerin sein, baten mich die Schüler bereits während des ersten Trainings, mit ihnen aufzutreten. Gemeinsam mit der Sportlehrerin erarbeiteten wir also ein Bodenturnprogramm, das wir auf auf dem Basketballfeld ausgelegten Matten einstudierten;-). Noch am Morgen des Festtages übten wir ein weiteres Mal in einem der Klassenzimmer, während draußen bereits die Vorbereitungen für die Feier begannen. Dabei war eine Begeisterung unter den Schülern zu spüren, die man bei uns leider nur noch selten findet: Besonders die Jungen überboten sich noch kurz vor unserem Auftritt mit Vorschlägen für Übungen, wobei Salti beispielsweise bereits die Kleinsten (hier gibt es keine Turnvereine, um das zu lernen!) beherrschen! Die Vorstellung war schließlich auch ein voller Erfolg und der Stolz über die gemeinsam erbrachte Leistung, den man den Schülern sofort ansah, entschädigte für alle Anstrengungen! Nach unserem Auftritt, hatte jeder der neun Clubs unserer Schule die Möglichkeit etwas zu präsentieren (z. B. Englischclub, Informatikclub, Literaturclub etc.). Die meisten hatten kleine Theaterstücke auf Französisch und Wolof vorbereitet, die trotz der seltenen Clubtreffen (Lehrerstreik) wirklich gut waren und das Publikum immer wieder zum Lachen brachten. Nach einem Vortrag des Philosophielehrers und einem kleinen „Cocktail“ (=Bissapsaft und von den Schülerinnen zubereitete Keckse und Süßspeisen) folgten am Nachmittag die Vorentscheidungen der „Miss- und Playboywahlen“. Die Kandidat(inn)en präsentieren dabei sowohl ein traditionelles als auch ein modernes Outfit, um sich im Anschluss daran einem kurzen Interview durch die Jury (3 Lehrer) zu unterziehen. Auch ich wurde gebeten teilzunehmen, lehnte aber mit Hinweis auf meine Größe lachend ab (die Jury hätte mich auf dem Laufsteg ja nicht einmal gesehen^^). Das Finale fand schließlich vor dem Tanzabend im „Black&White“ statt und brachte zwei würdige Preisträger hervor.

Nur zwei Tage später, an Fastnacht, wurde der letzte Tanzabend der Christen vor der Fastenzeit organisiert: „Mardi Gras“. Dafür verkleiden sich die Jungen als Mädchen und die Mädels laufen in Jungenklamotten auf. Wollte ich erst ein trditionelles Jungenoutfit wählen, entschied ich mich schließlich dagegen, da ich in diesen weiten Anziehsachen nicht zwei Schritte laufen konnte, ohne zu stolpern. Einer meiner Brüder lieh mir anschließend seine modernen Anziehsachen und mit einer Cappy auf dem Kopf, wurde ich schließlich von niemandem mehr als Mädchen erkannt (seitdem habe ich „Eminem“ als weiteren Spitznamen^^).

Eine Woche später feierten wir die Taufe der kleinen Tochter eines Onkels auf Diabangkunda, unserem Grundstück (Diabang=Familienname,kunda=Haus), da die Taufen der Muslime hier normalerweise immer eine Woche nach der Geburt im Haus des Vaters stattfinden. Dabei wird der Name des Kindes verkündet, das üblicherweise nach einem „Homonym“ (einer Person/Persönlichkeit, die man sehr schätzt und die danach auch eine geweisse Verantwortung für das Kind trägt, unseren Taufpaten gleich) benannt wird. In diesem Fall war meine „Mutter“, Seynabou, das Homonym und so die Organisation des Festes Ehrensache für die Familie, bereits am Vortag das gesamte Gelände hergerichtetet hatte. Mit meinen Schwestern bereitete ich Bissap-, Buisäfte und kleine Teigbällchen zu, sogenannte „Efotel“, die grundsätzlich bei Taufen und Beerdigungen an die Gäste verteilt werden. Gast kann dabei jeder sein, der von einer irgendwie mit der Familie verwandten Person eingeladen wird-> so fanden sich also gut 250 Personen bei uns ein, die alle versorgt wurden und besonders am Nachmittag für eine unglaubliche Stimmung sorgten. Bei Ankunft der Kindesmutter (üblicherweise verbringen die Frauen an diesem Tag mindestens 2 Stunden im Schönheitssalon^^) und ihrer Freundinnen, hatten sie erst jeden Gast persönlich zu begrüßen, was bei einer solchen Menge dann doch ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen kann;-) Zum Rhythmus der eingeladenen Trommelspieler wurde anschließend getanzt bis zum Umfallen und erst spät abends aufgehört.

Am darauffolgenden Wochenende sollte ich das erste Mal an einer europäisch-afrikanischen Hochzeit hier im Senegal teilnehmen: die Vermählung von Khemo, den ich bereits mit Anne in Abéné besucht hatte, und seiner holländischen Freundin Nan. Verwandte und Freunde von Nan waren dazu extra aus Europa angereist. Nachdem ich mit den Cousinen aus meiner Familie Freitagmorgen alle Einkäufe erledigt hatte, bereiteten wir am Strand von Abéné vor der Kulisse des Meeres schließlich das Mittag- und Abendessen für alle Gäste vor (Töpfe, in denen ich mich verstecken kann und Kochlöffel von 1,50m Länge^^). Am folgenden Tag sollte die Zeremonie mit Übergabe der Kola-Früchte in der Moschee des Heimatdorfes Khemos stattfinden, in das sich die gesamte Festgesellschaft begab. Mit den Mädchen des Dorfes, Trommelspielern und dem Koumpo (ein Geist, den es in jedem Dorf gibt; Größe eines Erwachsenen, der über und über mit einem Blätterkleid bedeckt ist; aber KEIN Mensch für die Bewohner hier!!!) begrüßten wir die europäischen Gäste und begleiteten sie zum Geburtshaus Khemos. Da es bereits relativ spät war, wurde die Zeremonie mit den Kola-Früchten kurzerhand draußen unter der Aufsicht des Imam abgehalten. Bei Einbruch der Dunkelheit schließlich wurde Nan, unter einem Schleier versteckt, vom ganzen Dorf unter Trommelrhythmen und mit Tänzen zum Haus von Khemos Eltern begleitet und somit in die Familie eingeführt (für alle, die sich fragen, ob ich getanzt habe: ja, natürlich und die Leute waren absolut begeistert^^). Bei Mondschein schließlich fand der Koumpo-Tanz statt, der hier in jedem Dorf eine lange Tradition hat (jedes Dorf besitzt anders aussehende Geister). Dabei versammeln sich die Frauen des Dorfes in einem riesigen Kreis, die Tam-Tam-Spieler umgebend. Je nach Dorf benutzen sie unterschiedliche Rhythmusinstrumente: in Kafountine handelt es sich um Eisenstäbe, die aufeinandergeschlagen werden, auf der Hochzeit benutzten wir – mir inklusive^^ - Holstücke). Es werden traditionelle Lieder gesungen, während die Jungen die Stimmung anheizen, indem sie singend den Kreis durchqueren. Ist der Koumpo mit Stimmung zufrieden (er „spricht“ normalerweise nur mit einem Jungen des Dorfes, der die „Sprache“ des Kumpo versteht; für mich hat es sich wie jemand angehört, der durch ein Mundharmonika spricht; ich habe aber nicht behauptet, dass es sich um eine Person handelt!^^), betritt er den Kreis und beginnt seinen Tanz: Dabei wird ein Holzstab, der normalerweise aus dem Kopf des Geistes ragt, als Stütze benutzt, und sich unglaublich schnell um die eigene Achse gedreht – ein unwahrscheinlich beeindruckendes Bild, besonders wenn der Koumpo sich über einem kleinen Feuer dreht und so die Feuerfunken zum Himmel fliegen, bevor die Flamme erlischt. Ist der Koumpo unzufrieden (z. B. wenn die Mädchen nicht gut singen oder die Jungen sich über ihn lustig machen), rennt er blitzschnell den Übeltätern nach, die sich kreischend aus dem Staub machen (kam häufiger vor^^). Allerdings muss er anschließend durch besonders schönes Singen und gute Trommelrhythmen wieder besänftigt werden, bis er den Kreis erneut betritt. Will der Koumpo zum Tanzen aufforden, setzt er sich vor der entsprechenden Person auf Boden und neigt seinen „Kopf“. Als er mich entdeckt hatte, war genau das der Fall und selten hat es mir so viel Spass gemacht, zu den Trommelrhythmen zu tanzen, wie an diesem Abend. Will man einer Person oder dem Koumpo Anerkennung für seinen Tanz zollen, rennt man dorthin und macht einen kurzen Schlenker mit dem Bein, bevor man sich wieder auf den eigenen Platz im Kreis begibt (entspricht etwa der oben erwähnten Drehbewegung auf dem Kopf des Chordirigenten^^) – als einzige teilnehmende Toubab findet man sich nach einer Tanzeinlage plötzlich vor einer ganzen Menschenmenge, die einem zur Vorstellung gratulieren will;-). Neben dem Kumpo, dem „guten“ Geist, gibt es in jedem Dorf auch noch mindestens einen „bösen“ Geist, dem besondere Ehre erwiesen werden muss. Selbst der Koumpo entfernt sich bei Erscheinen des „bösen“. Wir Mädchen knieten uns blitzschnell auf den Boden und schlugen die Holzstücke mit gesenktem Kopf (junge Mädchen dürfen diesen Geist nicht einmal anschauen – andernfalls schlägt er zu!) weiter aufeinander, allerdings unter anderen Rhythmen und Liedern als bei Anwesenheit des Koumpo. Große Erleichterung bei allen, als der böse Geist sich wieder entfernt hatte und der Tanz bis weit nach Mitternacht fortgeführt werden konnte. Am nächsten Morgen war es aber genau dieser böse Geist, der die Jugendlichen, die noch im Bett lagen, aufscheuchte und die Langschläfer jagte;-) Am Sonntag war dann schließlich die „europäische“ Geschenkübergabe angesagt, es wurde getanzt und gegessen, bevor der Tag seinen Ausklang mit einem weiteren Koumpo-Tanz fand (die Blasen, die ich mir durch das stundenlange Aufeinanderschlagen der Holzstücke zuzog, sollten die nächste Woche über mein Souvenir der Hochzeit sein^^).

2 Reisen nach Dioulouloum, Taufe meines Patenkindes

 

Seit ich auf unserer Reise mit Anne nach Gambia unsere Verwandten in Dioulouloum kennengelernt hatte und zu ihnen eingeladen worden war, waren bereits mehrere Wochen vergangen. Ein Konzert von „Degen“, dem Sänger aus Kafountine, in dessen Gruppe einige meiner Brüder sind, in Dioulouloum nahm ich zum Anlass, die Reise dorthin zu unternehmen. Von einer „Unternehmung“ darf man zu Recht sprechen, da die Straße seit einigen Monaten Baustelle ist und man ohne Arztmaske oder Schal vor dem Mund danach eine Staublunge ohne gleichen hat;-). Das Konzert mit gut einem Dutzend an Künstlern (selbst aus Dakar!), war ein absolut gelungener Abend und ich ziemlich stolz, als ich meine Brüder auf der Bühne sah. Binta, ein Mädchen aus der Familie dort und laut der einhelligen Meinung aller meine Zwillingsschwester^^, nahm mich am folgenden Tag mit an den riesigen Casamence-Fluss, der an Dioulouloum vorbeifließt. Mit ihrem Bruder ließ ich mir es nicht nehmen, von einer, den Fluss überquerenden Brücke zu springen, womit ich den zuschauenden Fischern einen gehörigen Schreck einjagte^^ (ein Großteil der Männer – auch der Fischer – kann nicht schwimmen und für Frauen ist das noch viel außergewöhnlicher). Mein Abschied von der Familie an diesem Tag sollte nur von kurzer Dauer sein, da ich bereits am folgenden Wochenende für das dortige Schulfest zurückkehrte. Das Programm der Feier war dem unseres Schulfestes sehr ähnlich, allerdings hatte man als Thema die Rechte der Kinder gewählt. Alle Theaterstücke machten das Publikum, trotz eines vordergründig lustigen Inhalts, auf die teilweise schwierigen Umstände für die Jugend hier aufmerksam. Folgt das Publikum bei uns normalerweise stillschweigend den Theatervorstellungen, so wird hier mitgefiebert- geschrien und –gelitten – jeder Zuschauer ist quasi auch gleichzeitig Vollblutschauspieler-> dementsprechend unmöglich ist es manchmal zu verstehen, was die eigentlichen Akteure von sich geben;-). Ein Höhepunkt waren die Ringerkämpfe einiger Schüler: „La lutte traditionelle“ ist hier Nationalsport und einige der besten Ringer Senegals kommen auch aus der Casamence. Vor jedem Kampf werden gewisse Rituale durchgeführt. So hat nicht nur jeder der großen Ringer ein ihm gewidmetes Lied, sondern auch seinen Medizinmann, der ihm eine Flüssigkeit aus Wasser, Milch, Blättern etc. zubereitet, um ihn gegen die bösen Geister zu beschützen und ihm zum Sieg zu verhelfen. Als ich dieses Spektakel das erste Mal im Fernsehen verfolgte und mich lauthals über die Verschwendung der teuren Kuhmilch beschwerte (mein Lieblingsgericht „Sombiegerte“, eine Art Milchreis mit Erdnüssen wird damit zubereitet!), brachen alle in lautes Gelächter aus, aber seitdem wurde ich zumindest bereits ein Dutzend Mal zum „Sombiegerte“-Essen eingeladen;-). Die Schüler – alles keine professionellen Ringer, aber trotzdem sehr engagiert – machten sich über diese altehrwürdigen Ringertraditionen ein bisschen lustig und mixten sich dementsprechend ihre eigenen Flüssigkeiten gegen böse Geister, was das Publikum zum Johlen brachte;-). Wie für unser Schulfest in Kafountine, fanden auch in Dioulouloum bei einem Tanzabend die Miss- und Playboywahlen statt, bei denen Binta als Drittplatzierte hervorging.

Am folgenden Morgen verließ ich die Familie dort, um nach Albadar zu fahren – ein Dorf mit einer riesigen Kirche nahe Kafountine. Dort hatte am Vortag bereits der alljährliche „Marche de carême“ stattgefunden, eine Wallfahrt aller Pfarrgemeinden im Umkreis, die immer während der Fastenzeit organisiert wird. Dabei finden Gebete bis frühmorgens statt, die in einem morgendlichen Hochfest ihren Abschluss finden, an dem ich teilnahm. Sind die Christen hier auch in der Minderzahl, so habe ich doch den Eindruck, dass sie ihren Glauben umso intensiver leben und auf das Fasten und die Gottesdienste einen umso größeren Wert legen. Dementsprechend zahlreich waren auch die Gottesdienstbesucher, weshalb die Messe draußen abgehalten wurde – die erste Messe seit langem, die ich nicht als Chormitglied, sondern als Gottesdienstbesucherin erlebte->interessanter Perspektivenwechsel^^.

Nur einige Tage später wurde mir in Kafountine eine große Ehre erwiesen: Ein Neugeborenes , dessen Mutter ich kurz nach der Entbindung besucht hatte, wurde nach mir benannt: Das kleine Mädchen bekam den Namen Fatou-Carolina, hat also ein afrikanisches und ein deutsches Homonym;-) Die Tauffeier fiel dieses Mal zwar etwas kleiner aus, doch war die Stimmung mindestens abenso gut, wie beim letzten Mal – und die Patin mindestens ebenso stolz^^.

Zwei Punkte, die mir besonders am Herzen liegen, habe ich hier noch nicht behandelt und will kurz erklären, weshalb:

1. Die Präsidentschaftswahlen, über die auch in den europäischen Medien berichtet wurde. Da es zu einem zweiten Wahldurchgang am Sonntag, dem 25. 03. 12, kommen wird, werde ich die endgültigen Resultate abwarten, um darüber zu berichten.

2. Meine Arbeit in der Schule. Aufgrund ernsthafter Probleme mit dem Direktor, die letzte Woche in einem Streik der Schüler gipfelten und ernsthafte Konsequenzen hervorrufen werden, will ich die weitere Entwicklung diesbezüglich abwarten, um ausführlicher darüber zu schreiben, da auch viele meiner Aktivitäten mit dem Deutschclub der Schule davon betroffen sind. Der Unterricht mit den Schülern macht mir allerdings unglaublich viel Spass und ich habe auch bereits die ersten Klassen- und Semesterarbeiten korrigiert – die deutschen Lieder, die ich mit den Schülern nach einer guten Arbeit singe, sind bei ihnen der absolute Hit und nicht selten begrüßen sie mich damit auch auf dem Schulhof;-).